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Dune 2 Kritik: Der Zukunft so unangenehm nah

Denis Villenveuve versetzt uns in „Dune: Part 2“ erneut auf den Wüstenplaneten Arrakis. Die Handlung ist dabei nicht nur typisch Science-Fiction, sondern geht auch einen Schritt zurück, mit Problemstellungen, die kaum lebensnaher sein könnten.

Mehrere Jahre sind vergangen, seit der erste „Dune“ im Kino anlief. Etliche Preise konnte man unterdessen gewinnen. Ende 2023 hätte es dann eigentlich schon weitergehen sollen, doch der Hollywood-Streik verzögerte den Kinostart um rund ein halbes Jahr. Nun steht die lang erwartete zweite Hälfte bereit, die mindestens so sehr wie Teil 1 zum Staunen einlädt.

Es ist, als hätten wir Arrakis und die Fremen nie verlassen. Paul (Timothée Chalamet), seine Mutter (Rebecca Ferguson), Chani (Zendaya) und weitere Fremen schreiten noch immer durch die unendlich wirkenden Weiten des Wüstenplaneten. Auch die erste Bedrohung der Harkonnen lässt kaum auf sich warten. Das Konfliktpotenzial ist das selbe: Die Fremen wollen ihren Planeten zurück und die Harkonnen streben allein nach großem Reichtum. Herbeigeführt werden soll jenes durch das im Sand verborgene Spice.

Dabei handelt es sich nicht um ein besonders potentes Gewürz, sondern um eine essenzielle Droge, ohne die Raumfahrt nicht möglich wäre. Während die Buchvorlage und auch die Verfilmung von David Lynch verstärkt auf dessen wichtigen Zweck eingehen, bleibt die Notwendigkeit in Villeneuves Filmen nur in einem Halbsatz erklärt. Denn er legt den Fokus vielmehr auf die Figuren und den sich anbahnenden Konflikt.

Alte Probleme in neuer Zeit

Zum Ende des ersten Teils hatten die Harkonnen den Planeten gewaltvoll zurückerobert und konnten dabei auf das Wegsehen des Imperators (Christopher Walken) setzen. Auf Hilfe von Außen können die ansässigen Fremen also schon mal nicht hoffen. Es sind Probleme wie zur Zeit des Kolonialismus, die „Dune 2“ behandelt, obwohl wir uns eigentlich so viel später in der Zeit befinden.

Während wir die Fremen im ersten Teil noch alleinig als naturverbundenes Volk kennengelernt haben, verschwimmen die Grenzen zur Gegenseite im zweiten Teil zunehmend. Die Brutalität der Harkonnen und deren faschistoides Herrschaftssystem werden zwar äußerst abschreckend und kontrastreich, ja sogar schwarz-weiß dargestellt, doch auch das indigene Volk hat ein althergebrachtes Laster: Die Religion.

Bei den Fremen gibt es zwei Lager: Im Norden setzt man auf eine große Gemeinschaft mit dem Ziel des Gemeinwohls. Im Süden wiederum wird seit Jahrhunderten auf das Paradies und ein fruchtbares Arrakis gewartet. Herbeigeführt von einem Messias, den sie Lisan al Gaib nennen. In Paul Atreides sehen sie zunehmend Zeichen dafür, dass er dieser Eine sein könnte. Dadurch entbrechen sowohl Konflikte innerhalb der Fremen als auch in Paul selbst. Einerseits will er den heimtückischen Überfall auf seine Familie rächen, andererseits gilt es den Heiligen Krieg und dessen Opfer aus seinen Visionen zu vermeiden.

In genau jenem Gewissenskonflikt liegt die Stärke dieser Dune-Verfilmung. Die Grenzen zwischen Gut und Böse werden im Verlauf der Geschichte immer weniger trennscharf. Spätestens wenn in diesen fernen Welten Atomraketen zu Friedensstiftern werden sollen, rüttelt einen nicht nur der Bass aus der fernen Zukunft in die aktuelle Welt und Zeit. Es sind schwierige Erwägungen nötig, damit aus einem Anführer nicht doch nur ein Führer wird. Mit gleichzeitig dröhnenden Bässen und fast schon traurig-harmonischen Melodien kontrastiert Hans Zimmer diese Geschichte wieder einmal audiovisuell herausragend.

Denis Villeneuve zieht uns in „Dune: Part 2“ in ferne Welten mit Themen, die aktueller kaum sein könnten, dargestellt von Schauspielern, die ihre Bestleistungen abliefern. Allzu gern lässt man sich in die tiefsandigen Dünen fallen, um 3 Stunden Sci-Fi-Meisterwerk zu genießen. So sehr man sich in diesen tieforangenen Bildern auch verlieren kann, bleibt dennoch die Botschaft stets präsent: Wenn Macht nur einer Person in die Hände fällt, werden auch die vermeintlich besten Absichten zum Problem.

Nils Zehnder
100/100
Wertung
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