Lange wurde dem Film „Barbie“ mit Margot Robbie und Ryan Gosling entgegengefiebert. Nun läuft der Film in den Kinos und ist noch besser geworden, als man es vorab hätte erahnen können.
Die Filmwelt war in den letzten Jahren selten so in Aufruhr als vor dem Kinostart von „Barbie“. Schon die erste Ankündigung des Films weckte große Hoffnungen. Als Regisseurin fungiert nämlich Greta Gerwig. Sie brachte unter anderem die feministisch geprägten Filme „Lady Bird“ und „Little Women“ auf die große Leinwand. Entsprechend erwartete man auch bei „Barbie“ nicht nur einen Film für die ganze Familie.
Tatsächlich ist hierbei auch Barbies wohl erwachsenster Filmauftritt herausgekommen. Die kultige Kinderpuppe ist seit Jahrzehnten in unzähligen Kinderzimmern zu finden und löste auch mindestens genauso viele Kontroversen aus. Während Barbie für die einen eine Figur der Identifikation und ein Vorbild ist, kritisieren andere die Kommerzialisierung von weiblichen Idealbildern und veraltete Werte.
Zerplatze Traumblase
Wohingegen bisherige Verfilmungen solche kritischen Aspekte außen vor ließen, macht sie Greta Gerwig in ihrem Spielfilm zu einem tragenden Motiv. Barbie (Margot Robbie) lebt in Barbieland ein sorglos perfektes Leben. Sie lebt in ihrer Traumvilla, gleich nebenan wohnen die anderen Barbies, mit denen sie jede Nacht eine Girls-Night feiert. Eines Tages wacht Barbie aber auf und alles fühlt sich nicht mehr richtig an, sie plagen gar Todesgedanken. Von einer ausgestoßenen Barbie beauftragt, macht sich Margot Robbies Figur auf den Weg in die reale Welt. Dabei wird sie von Ken (Ryan Gosling) begleitet, der dort wiederum auf das Patriarchat stößt und damit Barbieland für immer auf den Kopf zu stellen droht.
In Deutschland läuft „Barbie“ zwar mit einer Altersfreigabe von 6 Jahren, die eigentliche Zielgruppe dürfte aber doch ein gutes Stück älter sein. In eine Komödie gehüllt, erzählt „Barbie“ eine gesellschaftskritische Geschichte, welche die gesellschaftlichen Rollen von Männern und Frauen hinterfragt und ad absurdum führt.
Vorab war dabei nicht klar, wie kritisch der Film schlussendlich werden würde. Schließlich ist der Barbie-Konzern Mattel auch maßgeblich an der Produktion beteiligt. Verfilmungen ihrer Marken sind kein neues Gebiet für die Firma. Mit „Transformers: Aufstieg der Bestien“ brachte man erst in diesem Jahr einen siebten Teil und ein Reboot einer der unzähligen Marken in die Kinos. Kritisch mit dem Kommerzialisierungskonzept wird in jenen Filmen aber nicht umgegangen.
Hier bekam Greta Gerwig spürbar mehr Spielraum. Teile der Handlung spielen gar im Headquarter von Mattel und lassen dabei sowohl an der Führungsetage als auch am Gesamtkonzept der Firma kaum ein gutes Haar.
Kommerzfilm gegen Kommerz
Vermutlich auch, weil man trotz der Kritik ordentlich Geld mit „Barbie“ einspielen wird. Online sind beispielsweise die knallgelben Rollerblades von Ken zu haben und selbst Abbilder der Filmfiguren gibt es als Puppe. Jener Umsatz spiegelt sich aber auch im Budget des Films wider. Neben Margot Robbie und Ryan Gosling in den Hauptrollen finden sich etliche andere Hollywood-Größen. Simu Liu („Shang-Chi“) verkörpert beispielsweise einen anderen Ken und Will Ferrell tritt als fieser CEO von Mattel auf.
Anders als vorab angepriesen geraten die anderen Kens und Barbies aber deutlich mehr in den Hintergrund als die Pendants von Margot Robbie und Ryan Gosling. Sie sind zwar immer wieder zu sehen, klar im Fokus stehen aber die Beiden. Die wiederum tragen den Film grandios. Margot Robbie verkörpert gekonnt eine stereotypische Barbie und wird nur noch von Ryan Gosling in den Schatten gestellt. Sei es in Gesangsnummern von „I’m Just Ken“ oder „Push“ oder einfach durch herrlich plumpe One-Liner, seine Performance bleibt definitiv für eine lange Zeit im Gedächtnis.
Was vom Budget neben dem Cast noch übrig blieb, floss definitiv in das Szenenbild. Schon die Trailer zeigten liebevoll handgemachte Sets in barbietypisch perfektem pink. Egal ob Barbies Traumvilla, ihr Auto oder Kens Rollerblades, alles sieht aus, als hätte man es direkt aus dem Kinderzimmer genommen und auf Lebensgröße skaliert.
Fazit:
Die Erwartungen an „Barbie“ waren allein schon wegen des Parallelstarts von Oppenheimer und dem geflügelten Konkurrenzdenken durch den Trend Barbenheimer enorm hoch. Enttäuscht dürften nur die wenigsten aus dem Kino gehen. „Barbie“ von Greta Gerwig schafft eine zeitlose Komödie, welche das Spannungsfeld rund um die Kinderpuppe einfängt, gleichzeitig aber auch lockerleicht durch die Laufzeit von 114 Minuten trägt. Vor allem die Performances von Margot Robbie und Ryan Gosling werden auch künftig noch zu einem mehrmaligen Anschauen einladen.