„Tony, Shelly und das magische Licht“ erzählt eine liebevolle Geschichte rund um Freundschaft und Erziehung und den Mut zu Abenteuern. Der schönste Kinderfilm des Jahres, von dem keiner gehört hat.
Weihnachten ist die Zeit der großen Wünsche. Da gerät das eigentliche Fest der Nächstenliebe gerne in den Hintergrund. Nicht so bei Tony, der nur einen ganz bescheidenen Wunsch hat: Er hätte so gerne einen richtigen Freund. Was für andere Kinder wohl ein Leichtes wäre, ist durch seine Eltern erschwert. Aus Angst um ihren Sohn halten sie ihn im wahrsten Sinne des Wortes an der kurzen Leine. Tony ist nicht nur ihr erstgeborenes Kind, er hat auch etwas Besonderes an sich: Versteckt er sein Gesicht mal nicht hinter einer Maske, dann erstrahlt sein leuchtender Kopf.
Durch die begrenzte Länge seiner Leine kann der Junge kaum mehr als den Flur des Mehrfamilienhauses oder dessen Innenhof betreten – und das natürlich nur im Beisein seiner Eltern. Als jedoch die gleichaltrige Shelly einzieht, verändert sich Tonys Perspektive. Sie findet nicht nur an seinen kreativen Masken gefallen, auch sein glühender Kopf ruft bei ihr kein Entsetzen, sondern Entzückung hervor.
Ähnlich wie Tony hat auch Shelly eine besondere Begabung. Zwar nicht körperlich, doch durch ihre Taschenlampe kann sie Tiere und ganze Welten herbeizaubern. Bisher konnte sie diese nur selbst sehen, doch das ändert sich nun. Gemeinsam erleben sie ein Abenteuer in dem riesigen Haus, das von einem mysteriösen Wesen heimgesucht wird, das sich von der Wut und Trauer der Bewohner zu ernähren scheint.
„Tony, Shelly und das magische Licht“ beeindruckt schon in den ersten Minuten durch die handgemachten Figuren, die vor Details strotzende Szenerie und die Liebe zum Detail, die aus dem Stop-Motion-Verfahren hervorgeht. Die beiden Hauptcharaktere Tony und Shelly stellen einen spannenden Gegensatz dar. Während Tony mit seinen Helikopter-Eltern zu kämpfen hat, ist es bei Shelly eher sie, die sich um ihre verbitterte Mutter kümmern muss.
Beide verbindet eine Abenteuerlust, eine Art Eskapismus vor dem was sie zu Hause erwartet. Sie flüchten in ihre ganz eigene Welt, in der sie sie selbst sein können, ganz frei von den Sorgen des Alltags. Dass solche Ausflüge aber nur ein begrenzter Ausweg sein können, ist ein zentrales Thema des Films. So sind da beispielsweise der im Haus spukende Geist und die mürrischen Einwohner, die es schwer machen, die Probleme gänzlich hinter sich zu lassen. Erst recht, als sich ein Wegzug von Shelly andeutet, weil das Haus eine so große Dunkelheit umgibt.
Nicht alle Details der geheimnisvollen Geschichte rund um das Monster werden für das jüngere Publikum sofort verständlich sein. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, denn die entscheidenden Momente werden nicht durch Worte vermittelt, sondern entfalten ihre Wirkung in den zwischenmenschlichen Interaktionen der Figuren.
Obwohl sich Tony mit der Zeit von seinen elterlichen Fängen lösen kann, bleibt der Handlungsort des Films im Kleinen. Der Mikrokosmos dieses Hauses reicht für das Abenteuer völlig aus, denn selbst in einem erst einmal unscheinbar wirkenden Gewächshaus, können wir uns eine ganze Weile lang verlieren. All das wird möglich, weil der Film so elegant in die kindliche Entdeckerfreude eindringen lässt.
Manche Elemente wie Shellys Taschenlampe verliert man in der knappen Laufzeit von 80 Minuten leider im Verlauf der Geschichte aus den Augen, was die Frage aufwirft, was man daraus noch hätte machen können. Am Ende bleibt aber eine herzerwärmende Geschichte, die zum Dialog einlädt und sowohl für Groß und Klein im Gedächtnis bleibt.
„Tony, Shelly und das magische Licht“ läuft seit dem 7. November 2024 in den deutschen Kinos.