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Tetris Filmkritik: Zwischen Kommunismus und Vertragsklauseln

Videospielverfilmungen haben es nicht immer einfach. Der Apple TV Plus Film „Tetris“ mit Taron Egerton weiß jedoch trotz einiger Schwächen eine durchaus spannende Geschichte zu erzählen.

Aus dem Hause HBO startete erst jüngst eine Serie aus dem Videospiel-Genre. Dort verfilmte man den Playstation-Titel „The Last Of Us“, der unter anderem auf Stars wie Pedro Pascal setzte. Bei Kritikern und Zuschauern kam die Serie außerordentlich gut an, was in dem Genre eine regelrechte Seltenheit ist. Denn etliche andere Verfilmungen wie das Lizenz-Mischmasch „Pixels“ oder „Hitman“ konnten Zuschauer nicht überzeugen.

Für den Streaming-Neuling Apple also ein recht großes Wagnis, das man zudem noch mit einem Star besetzte. „Tetris“ kommt nämlich mit Hauptdarsteller Taron Egerton daher. Er verkörpert den Entwickler Henk Rogers. Dessen letztes Spiel war ein großer Flop, seine Schulden bei der Bank entsprechend riesig. Als er von Tetris des Russen Alexei Paschitnow Wind bekommt, wittert er die Chance, sein Leben und das seiner Familie verändern zu können.

Natürlich wird es nicht ganz so einfach. Der Geschäftsmann Robert Stein (Toby Jones) lizenzierte das Spiel bereits durchweg an weltweite Vertriebspartner. Durch den bevorstehenden Nintendo Gameboy gibt es für Rogers aber die Möglichkeit, das Spiel einem möglicherweise viel größeren Publikum zu erschließen. Dabei entwirren sich jedoch diverse Verstrickungen und Intrigen, die auch von den Unterschieden der damaligen Sowjetischen Union und der restlichen Welt erzählen.

Schon bei der Zusammenfassung der Handlung dürfte auffallen, dass die Geschichte deutlich komplizierter ist, als man es von einem Film über die fallenden Blöcke erwarten würde. Anders als bei „The Last Of Us“ oder auch „Angry Birds“ folgt man nicht dem Spielprinzip, sondern der realen Entstehungsgeschichte. Zugegebenermaßen, dem Spielinhalt zu folgen wäre bei dem Titel auch deutlich schwerer, allerdings schießt man bei „Angry Birds“ ursprünglich ja auch nur mit Vögeln auf Schweine.

Stereotype im Pixellook

Potenzial hat die Herangehensweise dabei alle mal. Tetris ist nahezu jedem bekannt und trotzdem dürften die Hintergründe für viele Zuschauer neu sein. Allerdings muss man sich auch darauf einlassen können. In kaum einem anderen Film dieser Art wird so oft zwischen Handlungsorten und Charakteren gewechselt. Da kann es bei einem unaufmerksamen Moment schon schnell dazu kommen, dass man nicht mehr weiß, wer jetzt wie mit wem zutun hat.

Die Macher von „Tetris“ haben dafür aber eine, wenn auch nicht wirklich elegante, Lösung gefunden: Stereotype. Wie in diversen anderen amerikanischen Filmen ist die Situation in der Sowjetunion immerzu angespannt, von Intrigen durchzogen und mit unterkühlten Bildern dargestellt. Na klar, der KGB sitzt auch in irgendwelchen abgedunkelten Kellerräumen mit schmierig gegelten Haaren – elegant geht anders.

Wenn man über diese Darstellung und die verworrene Handlung hinweg sehen kann, hat „Tetris“ durchaus einiges zu bieten. Taron Egerton spielt seine Hauptrolle gewohnt stark, auch Toby Jones als Lizenzhändler weiß zu überzeugen. Den typischen Look von Videospielen findet man auch noch. Vor allem in der ersten Hälfte des Films werden Wechsel der Location sehr häufig mit Pixelart dargestellt. Das sieht nicht nur schön aus, es gibt dem Film auch einen lockerleichten Anstrich. Später im Film folgt außerdem eine Szene mit Autos, bei der diese einen coolen Pixellook bekommen. Klar hervorzuheben ist zudem der ohrwurmlastige Soundtrack. Hier hören wir unter anderem japanische und russische Versionen des Welthits „Holding Out For A Hero” von Bonnie Tyler.

Fazit:

Der Titel mag zwar auf ganz leichte Kost hoffen lassen, „Tetris“ hat aber doch einiges zu erzählen. Eine Geschichte zwischen Kommunismus und Kapitalismus, die zwar gerne mehr auf die Vor- und Nachteile der beiden Seiten hätte eingehen können, aber in erster Linie soll ja die Entstehungsgeschichte des Spiels erzählt werden. Auch wenn das teilweise in die Lesung eines Vertrags abdriftet, hätte man diese Story sicher nicht viel eleganter umsetzen können.

„Tetris” läuft seit dem 31. März 2023 bei Apple TV Plus. Der Film kann hier angesehen werden.

Nils Zehnder
65/100
Total Score
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