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Silo Staffel 1 Kritik: Snowpiercer in der vertikalen Ebene

Die Umwelt ist verpestet, die Menschheit in ein gigantisches Silo geflüchtet. Das ist die Handlung der neuen Apple TV Plus Serie „Silo“, deren erste Staffel ein wilder Mix aus Snowpiercer und Krimi geworden ist. Mehr dazu in unserer Kritik.

Die Menschheit im postapokalyptischen Notzustand. Das Thema auf die Gleise geschoben und wir sind bei Bong Joon-hos Film „Snowpiercer“. 2013 packte der südkoreanische Regisseur einen Klassenkampf verbunden mit Action in der Postapokalypse in einen eisernen Zug. Vorne die Elite, hinten gabs nur schwarze Proteinklötze zu essen. Vor drei Jahren folgte dann die hierzulande bei Netflix verfügbare Serien-Adaption. Die war weniger Klassenkampf statt banalem Krimi.

Nun bringt Apple TV Plus mit „Silo“ eine ähnlich klingende Serie an den Start. Auch hier sind wir in der Postapokalypse, die Umwelt ist scheinbar vergiftet, weshalb die verbliebenen Menschen ein 144 Stockwerke großes Silo errichtet haben. 10.000 Menschen finden darin Platz, deren abgeschottetes Leben dreht sich vor allem um den Selbsterhalt des Bunkers.

„Snowpiercer“ in der vertikalen Ebene

Runtergedampft ist „Silo“ also „Snowpiercer“ in der vertikalen Ebene. Gut, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Klassen und Hierarchie spielen aber auch in „Silo“ eine wichtige Rolle. Wer unten lebt, ist weniger angesagt als oben, entsprechende Vorurteile inbegriffen. In der Serie geht es aber nicht im Kern um diese Klassen, sondern man nutzt die einzelnen Episoden für vertiefende Geschichten über die Charaktere.

Zu Beginn lernen wir so beispielsweise Sheriff Holston (David Oyelowo) und dessen Frau Allison (Rashida Jones) kennen. Die beiden wollen ihr gemeinsames Glück auf die nächste Stufe bringen und hätten gerne ein Kind. Da kommt dann aber auch eines der Probleme des Silos zum Tragen: Einfach so Kinder bekommen geht nicht. Stattdessen muss man auserwählt werden und hat dann auch nur ein begrenztes Zeitfenster. Das strapaziert nicht nur das Verhältnis des Paares, sondern auch den Glauben und das Vertrauen in die Bunker-Gesellschaft.

Freiheitstag und verbrannte Dokumente

Recht schnell kommt da natürlich die Frage nach dem Ursprung dieses gigantischen Machwerks auf. Auskunft darüber kann (oder will?) zumindest keiner dort geben. Umrissen wird nur ein sogenannter Freiheitstag, bei dem vor 140 Jahren Rebellen versucht hatten, die Gesellschaft zu stürzen. Infolgedessen wurden auch alle Dokumente verbrannt, weswegen der Ursprung und die draußen lauernde Gefahr unklar sind.

Hier schließt sich auch der Kreis zur 2020 bei Netflix erschienenen Serie „Snowpiercer“. Ähnlich wie dort gibt es auch in „Silo“ Ansätze eines Mystery-Krimis. Wir rätseln über die Vorgeschichte, die mysteriöse Ungewissheit und folgen mehreren Verbrechen, die innerhalb der etlichen Ebenen des Silos geschehen.

Da hören die Gemeinsamkeiten allerdings auch schon wieder auf. Denn in „Silo“ verpackt man die Erzählung deutlich eleganter. Die erste Staffel ist wenig vorhersehbar und verwebt die besten Teile aus dem „Snowpiercer“ Film mit der Serie. Im klaren Vorteil ist man da auch schon beim Cast. Während wir in den ersten beiden Episoden noch anderen Charakteren folgen, verlagert sich der Fokus ab Folge 3 zunehmend auf die von Rebecca Ferguson gespielte Juliette. Gerade ihre bewegte Vorgeschichte gibt der Serie eine große Nahbarkeit.

Fazit:

Die erste Staffel von „Silo“ ist eine lang überfällige Sci-Fi-Serie mit Gewicht. Das Produktionsniveau ist hoch und die Geschichte lädt zum Mitraten und mitfiebern ein. Immer wieder lässt man kleine Hinweise fallen, mit denen man eigene Theorien aufstellen kann. Wie weit diese noch aufgeklärt werden, darf man im weiteren Verlauf der Staffel herausfinden. Auf jeden Fall ist „Silo“ mehr als nur einen Blick wert.

Bisher sind bei Apple TV Plus die ersten beiden Folgen verfügbar. Weitere Episoden erscheinen jeden Freitag. Hier könnt ihr die Serie ansehen.

Nils Zehnder
90/100
Wertung
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