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Monkey Man Kritik: Ein Kampf um Oberflächlichkeit

Mit „Monkey Man“ bringt Dev Patel eine One-Man-Show ins Kino. Brachial und blutig geht es dabei zu, bei der Handlung versucht man Tiefe gegenüber John Wick und Co zu gewinnen, doch wird nur noch oberflächlicher. 

In Dev Patels Regie-Debüt sitzt der Brite nicht nur auf dem Regiestuhl, sondern verkörpert auch die Hauptrolle Kid. Sein Geld verdient er mit Kämpfen im Untergrund und lässt sich dabei ordentlich zurichten. Eines Tages verlässt er jedoch den Ring, um sich in einem berüchtigten Club einen Job zu suchen. Dabei geht es ihm nicht nur um das Geld, sondern um lang ersehnte Rache. Kid hat es auf einen der VIP-Gäste abgesehen, den gefürchteten Polizeichef Rana (Sikandar Kher). Sie verbindet ein traumatisches Erlebnis aus seiner Kindheit, welches ihn bis heute prägt. 

Ursprünglich hätte es „Monkey Man“ nur in vereinzelte Kinos geschafft, denn Netflix hatte sich die exklusiven Rechte gesichert. Dann verlor der Streamingdienst allerdings wegen der politischen Teilhandlung das Interesse. Vorerst sah es so aus, als würde der Actionfilm gar nicht mehr erscheinen, doch der „Nope“-Macher Jordan Peele sah den Film und stieg mit seiner Produktionsfirma ein. 

Dev Patel hat sich mit dem Projekt einer äußerst schwierigen Aufgabe gewidmet. Nicht nur führt er erstmals Regie, er ist auch sein eigener Hauptdarsteller, hat die Geschichte geschrieben und das Werk mitproduziert. Seine One-Man-Show zeugt von großer Selbstsicherheit, die man dem Film auch anmerkt. Patel wagt mit „Monkey Man“ zwar keine Neuheiten im Actionkino, liefert aber ein durchaus solides Debüt ab, gerade wenn man die vielseitige Beteiligung in Betracht zieht.

Streamingfilme, gerade von Netflix, leiden häufig unter dem Laster, alle gleich auszusehen. Vielleicht hatte der Streamingdienst auch deshalb kein Interesse mehr, denn „Monkey Man“ ist bildgewaltig. Der Untergrund Indiens wird blutig, brutal und wuchtig auf die Leinwand gebannt und sieht nicht nach 0815-Einheitsbrei aus. Besonders eindrucksvoll ist eine Sequenz, in der ein Diebstahl dargestellt wird. Eine Geldbörse wird trickreich entwendet und entschwindet schnell in die tiefen Gassen der Stadt, die Kamera immer nah dran am nächsten Beteiligten.

Während das sonstige Actionkino derzeit gerne 20 Locations in 10 Minuten durchspielt, hat man sich für „Monkey Man“ explizit nur auf Indien festgelegt und baut das auch zentral in die Handlung ein. Das Klaffen zwischen Arm und Reich ist omnipräsent und wird beispielsweise durch den Club der Superreichen und die verwahrlosten Straßen stark kontrastiert. 

Der Grundaufbau ist somit mehr als solide, darüber hinaus hat man aber an einigen Stellen zu viel gewollt. Zu sehr fühlen sich weite Teile der Handlung wie jeder andere One-Man-Army-Film an. Da macht es keine Unterschiede, ob der Hund gestorben ist oder eine tragische Familienstory dahinterklemmt. Nach dem etlichsten Film dieser Art in wenigen Jahren tritt eine gewisse Ermüdung ein.

Diese Ermüdung versucht man mit einer weiteren Teilhandlung entgegenzuwirken. Man entspinnt in der zweiten Hälfte zunehmend eine politische Geschichte rund um einen sektenartigen Fanatismus, gestützt vom bereits bekannten Polizeichef. Diese Zweithandlung kommt aber deutlich zu spät und bleibt dafür dann auch ernüchternd oberflächlich. Mehr Tiefgang und Hintergründe hätten eine Einzigartigkeit schaffen können, denn viel Zeit zur Interpretation hat man zwischen den durchchoreografierten Kämpfen nicht.

Unterm Strich ist „Monkey Man“ ein durchaus solides Regie-Debüt geworden. Beim Zuschauer bleibt davon aber mit etwas Abstand zum Kinobesuch nur wenig hängen. Zu viele Kämpfe und Stilmittel sind aus anderen Vertretern des Genres inspiriert und auch die Geschichte kann nichts überraschendes liefern. Dev Patel mimt zwar glaubwürdig den rachesühnenden Kämpfer, um ihn herum wirds jedoch schauspielerisch sehr dünn. Die extremen Gefälle spielen sich damit leider nicht mehr nur innerhalb der Handlung ab.

Nils Zehnder
60/100
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