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Maria Filmkritik: Zu viel Mandrax, zu wenig Substanz

Nach Spencer macht Pablo Larraín mit „Maria“ sein nächstes Biopic. Dieses Mal geht es um die Opern-Sängerin Maria Callas. Interessante Ansätze bleiben dabei leider auf der Strecke.

Mit seinem biografischen Drama „Spencer“ rund um Prinzessin Diana schaffte Pablo Larraín einen packenden Film, welcher der Hauptdarstellerin Kristen Stewart Nominierungen bei den Golden Globes und Oscars einbrachte. Spätestens durch die Verpflichtung von Angelina Jolie für die Hauptrolle wurde „Maria“ richtig interessant. In den letzten Jahren war die Schauspielerin in vermehrt kleinen Rollen zu sehen und vor drei Jahren erst in Marvels Mega-Flop „Eternals“. 

Statt das ganze Leben der Opernsängerin zu beleuchten, widmet sich „Maria“ lediglich der letzten Woche ihres Daseins. Ihr letzter Auftritt liegt schon Jahre zurück, sie lebt nur noch zurückgezogen mit ihrer Haushälterin und ihrem Butler. Dabei nimmt sie neben dem Medikament Mandrax kaum noch etwas zu sich und leidet unter schwerwiegenden Halluzinationen.

Außer der Musik scheint sie kaum noch etwas am Leben zu halten, weshalb sie heimlich wieder anfängt zu singen. Wenn sie das gerade nicht tut, halluziniert sie sich ein TV-Team rund um den nach dem Medikament benannten Mandrax (Kodi Smit-McPhee) herbei, der sie zu ihrem früheren glorreichen Leben befragt.

Während wir ihrem trostlosen Ende entgegen siechen, sind es die Rückblenden, die den Film spannend machen und die mehr Raum verdient hätten. Darin erfahren wir beispielsweise, dass Maria als Jugendliche von ihrer Mutter dazu genötigt wurde, Nazis zu unterhalten. Ein Trauma, das sie auch mit über 50 und nach deren Tod noch plagt, von dem wir aber nur im geringstmöglichen Umfang erfahren.

Angelina Jolies Rolle beschränkt sich auf ihre letzten Tage. Das hat zur Ursache, dass man als Opern-Laie auch nur begrenzt ihre Wichtigkeit für die Opernwelt nachfühlen kann. Auch ihre Person bleibt sehr blass, denn obwohl ihre Bühnenzeit schon lange vorüber ist, legt sie auch im Privaten nie ihre öffentliche Rolle ab. Ein tieferes Verständnis für ihre Motive oder ihren wahren Charakter können wir in ihrem medikamentösen Zustand nicht erahnen. 

Neben schönen Aufnahmen eines herbstlichen Paris der späten 70er-Jahre zeigt man ausführlich Marias Liebschaften. Vor allem ihre schwierige Beziehung zu Aristotle Onassis (Haluk Bilginer), der ihr das Singen verbot, wird sehr in den Mittelpunkt gerückt. Die wichtigste Frage rund um dieses Arrangement, weshalb sie überhaupt bei ihm geblieben ist, bleibt dabei unbeantwortet.

Unterm Strich bleibt nach den gut zwei Stunden Laufzeit nur wenig von der Figur Maria Callas hängen. Statt die Figur in unterschiedlichen Facetten zu beleuchten, liefert man vielmehr einen Startpunkt, von dem aus man sich tiefer mit ihrer Persönlichkeit beschäftigen kann. Ob man dazu nach dieser Überdosis Mandrax aber noch im Stande ist, bleibt fraglich.

„Maria” wurde im Rahmen der 81. Filmfestspiele von Venedig gesichtet. Ein Kinostart für Deutschland steht noch aus.

Nils Zehnder
40/100
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