Joker: Folie à Deux kann nicht mit dem starken Vorgänger mithalten. Das liegt aber überraschenderweise nicht an den zahlreichen Musicaleinlagen des Sequels.
Kaum ein Blockbuster wurde wohl kontroverser diskutiert als der 2018 erschienene „Joker“ von Todd Phillips. Seine Darstellung von Gewalt und Anarchie wurde mitunter stark kritisiert. Selbst die Frage, ob der Film gezeigt werden solle, stand im Raum. Dem Erfolg tat das jedoch keinen Abbruch. Trotz des R-Ratings konnte der Film rund um Joaquin Phoenix als Joker über eine Milliarde US-Dollar einspielen.
Anders als in den bisherigen Filmen war der Antagonist aus dem DC-Comicuniversum keine Nebenfigur mehr. Stattdessen bekamen wir eine Charakterstudie zu sehen, welche die Abgründe hinter dem Joker beleuchtete. Es ging also vielmehr um Arthur Fleck, so der bürgerliche Name des Jokers.
Als die Rede von einem zweiten Teil war, wurde auch schnell klar, dass der Film sich wohl stärker vom Vorgänger unterscheiden könnte. „Joker: Folie à Deux“ wurde gar als Musical beschrieben. Manifestiert wurde diese Annahme durch das Casting der Sängerin Lady Gaga, die im Film als Harley Quinn auftritt.
Die Handlung von „Joker 2“ setzt nahezu nahtlos an den ersten Teil an. Arthur Fleck sitzt wegen seiner fünf Morde im Gefängnis von Arkham. Die Staatsanwaltschaft ist gerade dabei, das Gerichtsverfahren gegen ihn zu eröffnen. Seine Chancen stehen sehr schlecht, denn die gespaltene Persönlichkeit scheint ihm aufseiten des Staates keiner abzukaufen.
In einem anderen Zellenblock lernt er bei einer Art Knastchor Harley Quinn kennen. Sie ist sehr angetan von seiner Person und weckt in ihm ein gänzlich neues Lebensgefühl. Es kommen aber auch Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit auf, ob es ihr wirklich um Arthur oder doch nur um den Joker und seine öffentliche Rolle geht.
Todd Phillips eröffnet den zweiten Teil mit einer Animationssequenz, welche an die „Looney Tunes“ erinnert. Sie ist ein bekömmlicher Einstieg, ehe man uns in die düstere Welt von Gotham zieht. Die Bildsprache und Charaktere sind quasi unverändert zum Vorgänger, nur erzählerisch weicht man von der bisherigen Formel ab. Immer wieder werden Songs gesungen. Das mag erst mal unpassend klingen, fügt sich aber gut ein. Denn das Lachen vom Joker ist merkbar seltener in „Folie à Deux“. Die Abstrusität, sein Wahnsinn, diese Art Fantasiewelt zeigen sich deutlich kontrollierter in Form von Musik.
Es ist, als hätte Arthur eine Form der Kontrolle über seine Krankheit erlangt und weiß sich nun besser zu artikulieren. Vor allem die Synergie, die dadurch mit Lady Gaga als Harley Quinn entsteht, trägt über weite Strecken des Films. Von Joaquin Phoenix hat man vorab kaum Musikalisches gehört. Recht unbegründet, denn die Gesangseinlagen klingen sehr solide und sind weitaus weniger schmerzlich mitanzusehen als beispielsweise die Lachanfälle aus dem ersten Teil.
Das Grundgerüst von „Joker 2“ ist daher durchaus solide und es macht Spaß, sich davon treiben zu lassen. Was allerdings schmerzlichst fehlt, sind die Mehrwerte. Im Endeffekt ist das Sequel nur eine große Rekapitulation des Vorgängers. Vor Gericht setzt man sich nur mit dem auseinander, was wir schon wissen. Der Wow-Effekt, als wir zum ersten Mal eine gänzlich andere Interpretation des Jokers samt Hintergrund bekamen, fällt hier weg.
Am Ende ist man doch ein ganzes Stück weg davon, die befürchtete Katastrophe zu sein. Der starke Musikanteil ist wahrscheinlich sogar der beste Einfall, der diesem Drehbuch zugrunde liegt. Darüber hinaus muss man sich allerdings durchaus fragen, warum „Joker: Folie à Deux“ überhaupt existiert.
„Joker: Folie à Deux” wurde im Rahmen der 81. Filmfestspiele von Venedig gesichtet. In Deutschland startet der Film ab dem 3. Oktober 2024 im Kino.