„Ein Minecraft Film“ läuft ab sofort im Kino. Das Kultspiel wird darin zum Fiebertraum, der mindestens polarisiert. Vielleicht so sehr, dass es zum Klassiker reicht.
Vom Videospiel Minecraft hat inzwischen jeder gehört. Für die einen ist es Kindheit, für die anderen nur das Klötzchenspiel mit der altbackenen Grafik. Seit 2009 geistert das Spiel durchs Internet und wurde erst zum Phänomen, das YouTube einnahm. 340 Millionen verkaufte Einheiten später ist man das meistverkaufte Videospiel aller Zeiten – und das ganz ohne eine tragende Story.
Für den Film musste man sich also etwas Neues überlegen. Um dabei die vagen Andeutungen der Hintergründe aus dem Spiel nicht zu zerstören, wurde es nicht der, sondern „Ein Minecraft Film“. Der Film ist also nur eine Version dessen, was im Minecraft-Universum passiert. Der große Vorteil: beim Flop in den Kinos ist man fein raus.
Lange hat man am Drehbuch und den Charakteren dennoch nicht gearbeitet. Da wäre der von Jack Black gespielte Steve, der von seinem Alltag und dem eintönigen Beruf frustriert ist. Durch ein Artefakt gelangt er in die kubische Welt von Minecraft, genannt die Oberwelt. Als er eines Tages ein Portal in den Nether baut, sieht er sich mit den dort hausenden Kreaturen konfrontiert, die seine Welt ins Dunkle stürzen wollen.
Dem Bösen muss sich Steve nicht allein stellen. Er bekommt Unterstützung von einer Gruppe, die ungewollt in seine Welt teleportiert wird. Zu ihnen gehört die ehemalige Arcade-Legende Garrett (Jason Momoa), sowie der kreative Außenseiter Henry (Sebastian Hansen), dessen Schwester Natalie (Emma Myers) und ihre Vermieterin (Danielle Brooks).
Der Film fängt durchaus vielversprechend an. Eine Abwandlung der ikonischen Titelmusik läuft an, die Welt generiert und Steve stellt sich vor. Jack Black spielt seine üblich überdrehte Rolle, die aber gut in diese Welt passt. Nach „Jumanji“ war sein Casting durchaus naheliegend. Wobei das nicht das einzige Mal bleibt, dass man sich an dessen Ideen bedient.
Das Gute im Absurden
„Ein Minecraft Film“ schafft es in den guten Momenten, die Absurdität des Videospiels aus dem Gewöhnlichen zu holen. Die Spielwelt wird nicht durch Animationen zum Leben erweckt, sondern durch eine Mischung aus realen Nachbildungen und CGI. Vor allem die Kreaturen stechen dabei heraus, da diese nicht 1:1 adaptiert wurden. Stattdessen sehen sie nochmals plastischer und dadurch schräger aus als im Spiel. Was zuerst irritiert, wird zur Stärke: zu sehr ist man als Spielfan schon an die Figuren gewöhnt, als dass man die Irritation Außenstehender nachvollziehen könnte. Durch diese Abwandlung wird sie aber erfahrbar und zu einem wichtigen Teil des Humors.
Darüber hinaus wird es aber sehr, sehr dünn. Die wild zusammen gewürfelte Gruppe hat ihr großes Ziel, die Oberwelt zu retten, um dadurch wieder in die reale Welt zu kommen. Dabei werden sie den Merkwürdigkeiten dieser Spielwelt ausgesetzt. Allerdings alles ohne wirklichen Zusammenhang. Jeder Handlungsort ist lediglich die Rahmung der nächsten Pointe. Die Erkundung oder Kreativität des Spiels kann man nicht einfangen. Auch machen die Charaktere keine Entwicklung durch oder bekommen auch nur die Chance, mehr als Witze aufzusagen.
Ein Cringefest sondergleichen
Die Protagonisten sind dadurch nicht nur äußerst platt, sondern auch komplett überzeichnet. Gerade Jason Momoas Figur ist ein quietschbuntes Abziehbildchen, dass man irgendwie in diese Welt setzen musste. Dabei offenbart der Film die Hilflosigkeit, sich seiner Zielgruppe bewusst zu werden. Will man die Fans von Tag 1 ansprechen? Die wären inzwischen selbst Erwachsen. Oder doch lieber die neue Generation? Folgt man der flachen Erzählung, müsste ganz klar letzteres der Fall sein. Warum der Film dann in Deutschland mit einer Altersfreigabe von 12 Jahren an den Start geht? Weiß keiner. Der Kinosaal in meiner Vorstellung war jedenfalls gefüllt von vielen kleinen Zuschauern, die durchaus ihren Spaß hatten und Älteren, die einem Cringefest sondergleichen ausgesetzt waren.
„Ein Minecraft Film“ findet sich irgendwo zwischen kreativem Totalausfall und ganz okayer Komödie wieder, die so unangenehm ist, dass sie vielleicht schon Kult werden könnte. Jack Black ist noch das größte Highlight. Wenn er ganz unbekümmert die schrägsten Sachen präsentiert, sind da einige Lacher drin. Wenn dann allerdings auch noch Songs angestimmt werden, überstrapaziert man den guten Willen dann doch. Außerdem hervorzuheben ist eine Parallelhandlung von der frisch geschiedenen Schulrektorin (Jennifer Coolidge) und einem Dorfbewohner aus der Oberwelt. Dabei schafft man herrlich absurde Momente, auch wenn der Humor an manchen Stellen durchaus grenzwertige Züge hinsichtlich der jungen Zielgruppe annimmt.
Am Ende bleibt „Ein Minecraft Film“ eine Komödie, die nicht weiß, was sie sein möchte. Ein Kinderfilm, oder doch lieber eine Hommage für Erwachsene. Beides führt man lieblos aus, kann sich aber durch gutes Setdesign und das zugrunde liegende Spiel zumindest einige Nostalgie-Momente sichern, die bei Außenstehenden sicherlich nur Kopfschütteln hervorrufen werden.