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Deadpool und Wolverine gefesselt mit Blick in die Kamera

Deadpool & Wolverine Kritik: Marvels Star Wars 7

„Deadpool & Wolverine“ soll beweisen, dass Marvel die Fans noch versteht. Das funktioniert zwar, man vergisst jedoch viele der Stärken, mit denen man einst erfolgreich wurde.

Mit dem MCU holte Marvel einst das Superheldenkino aus der Nische und schuf einen gigantischen Mainstream-Erfolg, der 4 der 10 finanziell erfolgreichsten Filme hervorbrachte. Dabei war es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis das höher, schneller, weiter ein vorläufiges Ende finden sollte. Marvel selbst erklärt sich die letzten Misserfolge mit einem ermüdenden Interesse an Superhelden. Die Fans hingegen sehen lieblos daher geworfene Filme als die Ursache.

Um dem entgegenzuwirken, hat man die Frequenz an neuen Filmen massiv heruntergeschraubt. In 2024 ist „Deadpool & Wolverine“ der einzige Kinofilm. Ein Film, auf dem also nicht nur das Laster liegt, die erfolgreiche Reihe nach 6 Jahren fortzusetzen, sondern auch um zu beweisen, dass man es noch versteht, gute Filme zu produzieren – mit durchwachsenem Erfolg.

Ursprünglich noch als „Deadpool 3“ angekündigt wurde aus dem Film schlussendlich „Deadpool & Wolverine“. Nicht nur sollte der vulgäre Antiheld Deadpool nach der Übernahme von Fox in Disneys MCU eingegliedert werden, durch Hugh Jackmans Rückkehr als Wolverine halten auch die Mutanten endgültig Einzug.

Wie man einen eigentlich in „Logan“ verstorbenen Helden zurückbringen kann, war vermutlich nur für wenige Minuten bei der Planung ein Thema. Schließlich bewies man schon in der Vergangenheit, dass man Tote auch gerne zurückbringen kann – dem Multiversum sei Dank. In der Anfangssequenz macht man sich darüber auch gekonnt lustig, Hoffnung kommt auf, man könne diese Dichte über die Laufzeit halten. Was danach kommt, zeigt aber sehr gut die Probleme des kränkelnden MCU.

Dass ein neuer Deadpool-Film kein Storyhighlight werden würde, war durchaus klar. Ryan Reynolds Figur ist schließlich für die grenzüberschreitenden Witze und die explizite Gewalt bekannt. Trotzdem unterbietet man die Erwartungen gerade hinsichtlich der Bedeutung für das Filmuniversum. Ohne zu viel zu verraten: Zweckmäßig baut man die aus der Serie „Loki“ bekannte TVA ein. Sie schafft einen Rahmen, durch den man auf die unterschiedlichen Varianten zurückgreifen kann.

Mehr steckt auch nicht hinter dem Plot. Die gut zwei Stunden füllt man vor allem mit durchaus gut choreografierten Kämpfen und natürlich frechem Meta-Humor in alle Richtungen. Ryan Reynolds ist nach wie vor eins mit der Rolle und spielt sich wie für gewöhnlich auch hier gerne selbst. Nicht ohne Grund hat man Hugh Jackmans Figur in den Mittelpunkt gerückt. Sein Auftreten, der erfrischend andere Humor mit einer winzig kleinen Prise Melancholie trägt die Handlung überwiegend.

In gewisser Hinsicht ist „Deadpool & Wolverine“ Marvels „Star Wars 7“. Nach (zugegebenermaßen hier nicht ganz so vielen) Jahren kehrt man mit einem lang ersehnten Film zurück und geht auf Nummer sicher: Quasi Fan-Service der Film. Nicht nur beim Soundtrack, auch bei den Gags recycelt man sich lieber selbst, als Neuland zu betreten. Viel Zeit hat man auf die Handlung nicht verschwendet, die selbst „Star Wars 7“ wie einen Epos wirken lässt.

Der Marvel Studios-Chef betitelte den Film als wichtiges Werk für das MCU. Vermutlich aber nur aus finanzieller Sicht. Inhaltlich bietet man neben den Lachern kaum Mehrwerte, erst recht keine übergreifenden. Besonders ärgerlich ist das, weil der Film trotzdem nur noch bedingt autark funktioniert. Frühere Teile hatten zwar eine Rahmenhandlung, konnten aber auch für sich gesehen werden. Für „Deadpool & Wolverine“ ist einem nichts eingefallen, als auf die eigenen Serien zurückzugreifen. Disney baut damit einen Zwang auf, sich alle Inhalte des MCU anzusehen, nicht nur im Kino.

„Deadpool & Wolverine“ ist erwartungstreu und doch enttäuschend. Nach den zwei Stunden geht man zwar ganz gut unterhalten aus dem Kinosaal, schon am Tag danach verblassen aber die wenigen vorhandenen Details, weil man so sehr von Gag zu Gag hastet. Sicher keine Auferstehung dank des selbst ernannten Marvel-Jesus, aber auch keine Kreuzigung.

Nils Zehnder
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