Nach einem durchwachsenen „Presence“ bringt uns Steven Soderbergh den Thriller „Black Bag“ in die Kinos und zeigt dabei, wie unaufgeregt und gleichzeitig spannend das Genre ausgefüllt werden kann.
Eine lange Einführung, global angelegte Szenerien und hitzige Verfolgungsjagden sucht man in „Black Bag“ vergeblich. Der Film lässt nichts anbrennen und fällt schon in den ersten Minuten mit der Tür ins Haus: Ein brisanter Datenträger wurde aus den eigenen Reihen des Geheimdienstes entwendet, Hauptverdächtige ist die Ehefrau (Cate Blanchett) des ebenso als Agent tätigen George (Michael Fassbender). Um eine globale Krise zu verhindern, wird ihm eine Woche gegeben, um die Sache zu bereinigen.
Steven Soderbergh hat sich bei seinem neuesten Film mit dem berüchtigten Drehbuchautor David Koepp zusammengetan. Dieser schrieb beispielsweise das Drehbuch zu Filmen wie „Jurassic Park“, „Mission: Impossible“ oder auch Sam Reims „Spider-Man“. Dabei fokussiert man sich vor allem auf die zwischenmenschliche Ebene, sowohl bei den Kollegen als auch der Beziehung von George und Kathryn. Die zentrale Frage ist dabei: Wie ehrlich kann oder muss man überhaupt sein, wenn man jederzeit die titelgebende „Black Bag“-Karte ausspielen kann, also etwas zur Verschlusssache erklärt.
Die Handlung entfaltet sich dabei wie ein Kammerspiel. Wenn beispielsweise die Kollegen zum Abendessen eingeladen werden, kann man förmlich die heimlich geladenen Waffen hören. Der Esstisch wird zum Schlachtfeld, die Waffe bleibt aber in den meisten Fällen die Sprache. Klassische Action und Schussgefechte werden nur sehr pointiert eingesetzt, was dem Film sehr guttut und eine gewisse Klasse verleiht. Viel passiert in den Wortgefechten, die an Klassiker des Whodunit-Genres erinnern.
Soderbergh präsentiert uns mit „Black Bag“ einen Thriller der alten Schule, der lange überfällig war. Die Spannung wird nicht aus überzogenen Explosionen und visuellen Effekten gezogen, sondern aus interessanten Charakteren und Intrigen. Dadurch ist der Film ein raffinierter Agentenfilm geworden, der sowohl visuell als auch durch ein starkes Ensemble glänzen kann.