18 Jahre lang mussten Fans auf einen neuen Teil der 28-Later-Reihe warten. Nach Tagen und Wochen setzt 28 Years Later fast 3 Jahrzehnte später an. Vieles bleibt dennoch vertraut, wenn auch mit spannenden Neuerungen.
Im 2007er 28 Weeks Later breitete sich das Rage-Virus von Großbritannien zunehmend auf Europa aus. 28 Jahre später konnte das Virus wieder auf die Insel zurückgedrängt werden. Seither steht das gesamte Areal unter einer strengen Quarantäne. Südöstlich von Edinburgh liegt die kleine Insel Lindisfarne, auf der sich eine neue Gemeinde gegründet hat. Alles ist rudimentär, von Technik oder Überfluss gibt es keine Spuren.
Als ein Übergangsritual zum Erwachsensein schickt man Kinder im Alter von 14 bis 16 Jahren das erste Mal aufs Festland. Dort sollen sie nicht nur überleben, sondern auch ihren ersten Untoten erledigen. Jamie (Aaron Taylor-Johnson) schätzt seinen Sohn Spike (Alfie Williams) allerdings deutlich reifer ein und nimmt ihn bereits im Alter von zwölf mit. Dabei hat der Junge eigentlich schon mit der schwerkranken Mutter (Jodie Comer) zu kämpfen. Einen Arzt gibt es in der Gemeinde nicht und über die einzige Möglichkeit spricht man gar nicht erst.
Teletubbies in Blut
28 Years Later legt direkt mit einem nervenzehrenden Opening los. Eine Gruppe von Kindern sitzt vor einem Röhrenfernseher. Es läuft die schrill-idyllische Kindersendung Teletubbies. Im Hintergrund ist es laut, Unruhe macht sich breit – irgendetwas stimmt nicht. Es wird blutig. Es handelt sich um eine Rückblende, die vor allem all jene abholen soll, welche die beiden Vorgänger nicht kennen.
Die anschließende Handlung ist deutlich vielschichtiger als noch bei 28 Weeks Later. Es gibt neue Evolutionsstufen der Zombies und auch die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt. Nicht bei unseren Protagonisten, doch durch eine Begegnung mit einem Soldaten erfahren wir mehr über den Zustand der Restwelt. Während der Vorgänger von Juan Carlos Fresnadillo emotionale Momente nur gezweckt unterbringen konnte, schafft Danny Boyle authentische Momente. Flüchteten die Protagonisten gerade noch vor einer Horde Untoter inklusive Alpha-Zombie, geht es im nächsten Moment um den Tod. Es wird eine Sterblichkeit zum Thema, die es bislang nie in Zombiefilme schaffte. Bisher hieß es überleben oder zum Untoten werden. Was es in dieser Welt aber bedeutet, richtig zu sterben, ist neu und erfrischend.
Die iPhone-Bullettime
Die Blutigkeit aus der Anfangssequenz zieht sich durch den gesamten Film. Das Blut spritzt immer wieder quer durchs Bild, manchmal sogar in Zeitlupe eingefroren. Ein Effekt, den Regisseur Danny Boyle als Bullet Time-Effekt des kleinen Mannes bezeichnet. Geschaffen ganz ohne teure Filmkameras, stattdessen mit einem großen Array an iPhones, die jeden Winkel der Actionsequenzen aufnehmen. Ein Unterfangen, das zwar nicht nötig gewesen wäre, den Dreh jedoch deutlich komplexer gemacht haben dürfte. Boyle bleibt sich damit aber treu, die neuen Möglichkeiten des Filmemachens auszuschöpfen. Schon bei 28 Days Later setzte er auf neue Kameratechnik.
28 Years Later könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Filmdreh endlich für alle zugänglich wird. Dem entgegen steht allerdings ein Budget von 60 Millionen Dollar – gespart hat man durch das iPhone-Setup also wohl eher weniger.
Der Film kann mit einigen Überraschungen aufwarten, die so aus den Trailern nicht hervorgingen. So macht man den Jungdarsteller Alfie Williams kurzerhand zum Protagonisten und lässt Aaron Taylor-Johnson zum Beiwerk werden. Einen Zombie-Slasher auf einem Kind zu schultern, ist durchaus mutig – und das funktioniert überraschend gut. Fast schon wie in Prey ist 28 Years Later eine Rückkehr zum Rudimentären. Gekämpft wird mit einfachen Waffen, die Gegner scheinen allein schon in ihrer Masse unschlagbar. Mit Ralph Fiennes als Außenseiter-Arzt führt man im letzten Drittel außerdem eine der spannendsten Figuren ein. Die Ambivalenz zwischen dem, was über ihn gesagt wird, und wie wir ihn kennenlernen, ist riesig.
Fazit
Durch 28 Years Later ist Danny Boyle ein starker Auftakt zu einer neuen Trilogie gelungen. Der Film bleibt der Horror-DNA der Vorgänger treu, wagt aber auch Neues – sowohl erzählerisch als auch stilistisch. Gerade zu Beginn baut Boyle historische Audio- und Videoaufnahmen ein. Das hat man so in einem Blockbuster noch nicht gesehen. Schade, dass davon im Finale nichts mehr übrig ist. Apropos Finale: Das ist durchaus gewagt angelegt und schafft einen absurd-actionreichen Bogen zum Anfang. Es bleibt dadurch spannend, wie es wohl im kommenden Jahr weitergehen wird.
Ist 28 Years Later ohne die Vorgänger verständlich?
Ja, 28 Years Later lässt sich auch ohne Vorkenntnisse von 28 Days Later oder 28 Weeks Later verstehen. Der Film enthält Rückblenden und Einführungsszenen, die neue Zuschauer abholen und das Grundkonzept des Rage-Virus erklären.
Wann kommt der Nachfolger von 28 Years Later ins Kino?
Am 16. Januar 2026 soll 28 Years Later: The Bone Temple in den Kinos starten.